Löwenzahn – der Lebenskünstler

Löwenzahnwiese

Nun färbt er wieder die Wiesen gelb mit seinen Sonnenblüten – der Löwenzahn. Für mich ist diese Zeit jedes Jahr der endgültige Start in den Frühling. Noch kurz zuvor verstecken sich die zahlreichen Löwenzahnpflänzchen mit ihren zarten Blättern im Grün der Wiese. Doch kaum schickt die Sonne einmal richtig ihre wärmenden Strahlen über das Land, scheint die Farbenpracht in den Wiesen förmlich zu explodieren. Auf einmal leuchten sie nur noch  in strahlendem Gelb.

Der kunstvolle Löwenzahn

Die Löwenzahnblüten sehen aus wie kleine Sonnen. Und sie öffnen sich auch nur bei Sonne, während sie sich bei Regen zusammenziehen.

LöwenzahnDie offenen Blüten wirken wie ein Kunstwerk. Sorgfältig sind die zahlreichen Blütenblätter um die Mitte der Blüte mit den Blütenstempeln herum angeordnet. An einem langen Stängel strecken sie ihre Köpfe der Sonne entgegen.

Die Blätter erinnern in ihrer Form an die Zähne eines Löwen. Daher kommt der Name „Löwenzahn“. Sie bilden dicht über dem Boden eine Rosette. Je nach Umgebung richten sie sich mehr oder weniger auf und rahmen so die Blütenstängel ein. 

Die Versorgungspipline bildet eine kräftige Pfahlwurzel, die sich tief in die Erde hineinarbeitet. So ist der Nachschub an Nährstoffen und Wasser selbst in einem sehr trockenen Jahr oder in kargen Landschaften gewährleistet. Und es bilden sich über das ganze Jahr immer wieder neue „Löwenzähne“ als zarte Blätter.

Meistens nehmen wir Pflanzen, die wir so reichlich in der Natur finden wie der Löwenzahn, nicht besonders wertschätzend wahr. Er ist ja nichts Besonderes, weil wir ihn an jeder Ecke finden. Unabhängig von seinen inneren Werten, die ebenfalls großartig sind, hat er aber auf jeden Fall auch für seine kunstvolle und seelenbelebende äußere Gestalt unsere Aufmerksamkeit verdient.

Der vitale Löwenzahn

Löwenzahnpflanzen finden wir praktisch überall. Sie sind sehr anspruchslos und passen sich an ihre Umgebung und den Boden an, aus dem sie ihre Nährstoffe nehmen. Mit seinen langen Pfahlwurzeln arbeitet der Löwenzahn sich tief in die Erde hinein und holt sich auf diese Weise alles, was er für sein Wachstum braucht.

LöwenzahnWer schon einmal versucht hat, einen Löwenzahn aus der Erde zu ziehen, wird in den meisten Fällen nur ein Stück erwischen. Aus dem im Boden verbliebenen Rest der Wurzel wächst schon bald eine neue Pflanze. 

Selbst eine längere Trockenperiode scheint dem Löwenzahn nichts auszumachen. Er überlebt auch bei den kargsten Umweltbedingungen. 

Löwenzahn ist in der Natur allgegenwärtig. Selbst an Straßenrändern, mitunter sogar aus Ritzen im Asphalt herauswachsend, begegnet er uns. Es gibt wohl kaum eine Pflanze, die so viel Lebenskraft in sich hat. Diese Qualität macht den Löwenzahn zu einer unserer besten und kraftvollsten Heilpflanzen, die zudem praktisch für jeden leicht zugänglich und nutzbar ist.

Der ungeliebte Löwenzahn

Diese große Lebenskraft des Löwenzahns liebt jedoch nicht jeder. Viele Gärtner und Bauern mögen ihn nicht, weil er sich schnell vermehrt und seine langen und tiefverankerten Wurzeln kaum vollständig aus der Erde zu entfernen sind. LöwenzahnManchmal wird es zu einem richtigen Kampf, diese widerstandsfähige und potente Pflanze zu bändigen. 

Da die Vorteile jedoch deutlich überwiegen, nehme ich es in meinem Garten gerne in Kauf, dass immer wieder mal die zuvor entfernten Löwenzähne erscheinen. Dann gibt es wieder frische junge Blätter für den Salat.

Und wie langweilig wären die grünen Wiesen im Frühjahr ohne die gelbe Blütenpracht!

Der Leben spendende Löwenzahn

Traditionell ist der Löwenzahn ein sehr bewährtes Lebermittel. Die Leber ist eines unserer wichtigsten Organe und hat sehr viel mit „dem Leben“ zu tun. Sie filtert Schadstoffe aus unserem Körper und neutralisiert sie für die Ausscheidung vor allem über die Nieren. Besonders schädliche Stoffe lagert sie gut verpackt ein, so dass sie für den Rest des Körpers nicht mehr gefährlich sind. 

Die Leber ist aber auch für das Management und die Verteilung von Nährstoffen zuständig. Damit leistet sie einen unschätzbar wichtigen Beitrag zum Funktionieren unseres Körpers.

Beides, die optimale Versorgung unseres Körpers mit Nährstoffen und die Entgiftung sind lebenswichtige Aufgaben, die unsere Leber rund um die Uhr und jeden Tag unseres Lebens klaglos für uns übernimmt. Dafür hat sie ein großes Potenzial zur VerfügungLöwenzahn, so dass sie sehr, sehr viel aushalten und kompensieren kann. Deshalb merken wir lange Zeit gar nichts, wenn unsere Leber schon längst unentwegt auf Hochtouren mit vollem Einsatz arbeiten muss. Sie kämpft für unser (Über)Leben.

Da sind doch deutliche Parallelen zu unserem Löwenzahn zu erkennen. Beide haben eine enorme Lebenskraft in sich und werden mit den schwierigsten und herausforderndsten Gegebenheiten fertig. Und beide geben nie auf in ihrem Kampf um das Leben!

So ist es nicht erstaunlich, dass die Erfahrungsheilkunde schon vor Jahrhunderten die wundervollen Kräfte des Löwenzahns entdeckt hat. Er unterstützt die Leber auf unterschiedlichen Ebenen. Die Bitterstoffe, die wir in den Blättern deutlich schmecken können, regen die Verdauungssäfte kräftig an. Einerseits produziert unsere Leber selber Verdauungssäfte und andererseits erleichtern die anderen Organe ihr die Arbeit, wenn sie genügend verdauungsfördernde Enzyme schicken.

Die Franzosen haben dem Löwenzahn einen Namen gegeben, der auf eine andere Eigenschaft hinweist. Er heißt nämlich „Pissenlit“ (ins Bett pissen). Dies weist auf seine harntreibende Wirkung hin.

Damit unterstützt der Löwenzahn also beide Hauptaufgaben der Leber, die Versorgung mit Nährstoffen und die Entgiftung.

Und kennst du nicht den Ausdruck, dass jemandem eine Laus über die Leber gelaufen ist? Der Löwenzahn mit seinen Fröhlichkeit ausstrahlenden Sonnenblüten und seinen Leben spendenden Inhaltsstoffen gleicht die damit gemeinte schlechte Laune locker aus.

Der vielseitige Löwenzahn

Die Kraft des Löwenzahn können wir also sehr gut für uns nutzen und dafür schenkt er uns seine Blüten, Blätter und Wurzeln.

Im Frühjahr schmecken die jungen Blättchen im Salat sehr gut. Auch die gelben Blüten machen sich gut als essbare Deko im Frühjahrssalat.

Löwenzahnsalz, Löwenzahnbutter, LöwenzahnhonigIm grünen Smoothie spenden uns Blätter und Blüten das ganze Jahr über wundervolle Unterstützung für unsere Lebergesundheit.

Aus den schönen Blüten lässt sich ein schmackhafter Löwenzahnhonig herstellen. Und wer es lieber herzhaft mag, kann sie mit wenig Aufwand zu Löwenzahnsalz, Löwenzahnpesto oder Löwenzahnbutter verarbeiten.

Und selbst die Herstellung eines eigenen Lebermittels ist nicht schwer. Dafür graben wir die kraftvollen Wurzeln im Herbst aus, reinigen, zerkleinern und legen sie in Alkohol ein. Nach 3-4 Wochen können wir diesen Zaubertrank noch absehen, so dass nur die Flüssigkeit übrig bleibt und unsere eigene Lebertinktur ist fertig.

Der wandelbare Löwenzahn

Die gelbe Pracht in den Wiesen ist schnell wieder vorbei. Zwar finden wir über die Sommermonate Löwenzahnblüten Löwenzahnimmer noch vereinzelt. Doch die gesammelte Pracht zum Start in die warme Jahreszeit verwandelt sich bald in die samenspendenden „Pusteblumen“. Auch sie sind ein wahres Kunstwerk der Natur.

Aus den Sonnen werden zarte Kugeln, die wie aus ganz kleinen Federchen zusammengefügt wirken. Zunächst sitzen die einzelnen Samen noch dicht an dicht am Blütenkopf. Doch schon bald lösen sich die ersten Fäden, an deren Stil jeweils ein Samenkorn sitzt und machen sich auf die Reise. Und sie sorgen dafür, dass wir uns auch im nächsten Frühjahr wieder an den gelben Wiesen erfreuen können.

Löwenzahn
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