Atmen – Lebensraum und Austausch

Atmen - Lebensraum und Austausch

Die Atmung gehört zu unseren Vitalfunktionen und versorgt unseren Körpers mit Sauerstoff. Der Atem ist so etwas wie unsere „Nabelschnur“ zum Leben und er verbindet alle Menschen miteinander. Denn wir alle atmen die selbe Luft ein und geben einen Teil wieder in den gemeinsamen Atemraum ab. Atmen steht daher für unseren Lebensraum und den Austausch.

Atmen ohne nachzudenken

Normalerweise funktioniert unsere Atmung, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Gesteuert wird sie von unserem autonomen Nervensystem. Dieses stellt den Atemrhythmus immer automatisch auf den aktuellen Bedarf unseres Körpers ein.

Wenn das nicht reibungslos funktioniert, erleben wir das als sehr ernste Einschränkung bis lebensbedrohliche Situation. Aus eigenem Erleben kenne ich das sehr gut. Gerne teile ich mit dir einen Text, den ich einmal dazu geschrieben habe.

 Die Luft wird knapp!

„Einatmen – Ausatmen – Einatmen – Ausatmen – Einatmen ….

Es kommt kaum noch Luft richtig in meinen Lungen an. Schwer geht das Ein- und Ausatmen. Mit jedem Atemzug wird es noch schwerer. 

Ich sitze in meiner kleinen Küche und stütze mich auf dem Tisch ab. Das erleichtert etwas die Atembewegung. 

Es ist mitten in der Nacht. Mit dem Gefühl zu ersticken bin ich aufgewacht. Im Bett konnte ich es nicht mehr aushalten.

Nun versuche ich aufrecht sitzend genügend Luft in meinen Atemkreislauf hineinzubringen. Ich spüre den zähen Schleim, der alle meine Bronchien zusammenzukleben scheint. Immer wieder kann ich etwas abhusten. Es geht aber sehr zäh. 

Trotzdem will es mir nicht gelingen, wieder in einen ruhigen Atemrhythmus zu kommen. Anspannung, ja Verkrampfung, Traurigkeit, Fassungslosigkeit, Enttäuschung und Angst haben sich in meinem Körper festgesetzt und verhindern einen leicht fließenden Atem, der mir genügend Sauerstoff gibt.

Bewusstseinsprozesse

War es das jetzt für mich in diesem Leben? Habe ich meine Aufgabe erfüllt? Gibt es überhaupt noch etwas für mich zu tun? Oder ist es nun an der Zeit zu gehen?

Der Kampf der letzten Monate hat mich müde gemacht. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, einfach loszulassen.

Was würde sein, wenn der nächste Atemzug nicht mehr ausreicht, um meinen Körper mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff zu versorgen? Was wäre, wenn ich nun das alles hinter mir lasse?

Ich denke kurz an meinen Sohn. Sicher wäre er sehr traurig, wenn ich nicht mehr da bin. Aber braucht er mich wirklich noch? 

Für mich war es das wunderbarste Geschenk in meinem Leben, ihn durch seine Kindheit und Jugendzeit begleiten zu dürfen. Nun hat er sich zu einem Mann entwickelt, der gut im Leben steht und sehr bewusst und erfolgreich seinen eigenen Weg geht. Das macht mich stolz. Aber ich war nie eine Klammermutter. Er schafft es nun alleine.

Und meinen Job, den ich so sehr geliebt habe, gibt es nicht mehr. In den letzten Jahren war dort so viel von meiner Energie, Zeit und Liebe hineingeflossen. Ich hatte jahrelang sehr geackert, um Strukturen aufzubauen, die allen die Arbeitsabläufe erleichtern konnten. Und auch für mich sollte die Arbeit allmählich einmal lockerer fließen und mir die Reduktion meines Arbeitspensums ermöglichen. Und dann hätte ich bis zu meiner Pensionierung ein sehr angenehmes Arbeitsleben haben können.

Lebensende oder Lernaufgabe?

Ja, immer dieses hätte!

Nun sitze ich hier in meiner Küche, alleine. Mir kommt kurz der Gedanke, ob ich überhaupt vermisst werden würde. Wahrscheinlich nicht wirklich.

Ich bin müde, sogar sehr erschöpft und mag nicht mehr kämpfen. Ich möchte nur noch loslassen und mich einfach dem hingeben, was dann kommen mag.

Einatmen – Ausatmen – Einatmen – Ausatmen – Einatmen – Ausatmen …“

Die Botschaften meines Körpers

Durch diese heftigen Symptome bin ich zur Ruhe gezwungen worden. Bewegungen waren kaum möglich, da mir dazu die Luft fehlte. Das Leben hat für mich die „Pausetaste“ gedrückt. Dadurch hatte ich sehr viel Zeit, um über mich und mein Leben, das bis dahin sehr aktiv gewesen war, nachzudenken.

Mir wurde klar, dass mein Körper mir mit diesen heftigen Symptomen eine wichtige Botschaft übermitteln wollte. Wahrscheinlich habe ich etwas sanftere Hinweise bis dahin konsequent überhört.

Auf einmal sah ich, wie sehr meine Freiheit und mein Lebensraum in den letzten Jahren eingeschränkt gewesen waren. Und ich verstand auch, dass ich dies zugelassen hatte. 

Kurz vor der beschriebenen Situation hatte ich meinen Job aufgeben müssen, da mir die Kommunikation durch meinen Vorgesetzten nach Jahren einer sehr guten Zusammenarbeit plötzlich verweigert wurde. Meine Suche nach den Gründen dafür blieb leider erfolglos. Das hatte mich sehr belastet und tief verletzt.

Mein Körper hat mir das sehr deutlich gezeigt. Denn durch das Atmen nehmen wir einerseits den eigenen Lebensraum ein und andererseits steht es für den Austausch mit anderen. Und die Kommunikation ist ein wesentlicher Teil von diesem Austausch.

Lungenmeridian im TCM

In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) ist dem Lungenmeridian das Element Metall zugeordnet. Metall steht für Zentrierung und als Jahreszeit für den Herbst. Die oben beschriebenen Symptome traten bei mir tatsächlich einige Jahre hintereinander vor allem im Herbst auf.

Zum Lungenmeridian gehört als Emotion die Traurigkeit. Auch diese konnte ich im Zusammenhang mit meinen Symptomen wahrnehmen. In mir steckte aufgrund des Verlustes von meinem Job eine tiefe Traurigkeit. Und Traurigkeit schwächt den Lungenmeridian.

Symbolische Bedeutung von Atmung, Lunge und Bronchien

Nach der Haut sind die Atemwege unser zweites Kontaktorgan. Die Lungen stehen für das Leben und das Bedürfnis nach Raum und Freiheit. Die Bronchien zeigen unsere Fähigkeit, unseren Lebensraum oder unser Territorium einzunehmen.

Atmen ist als ununterbrochener Prozess ein ständiges Geben und Nehmen. Mit dem Einatmen laden wir das Leben zu uns ein und mit dem Ausatmen schenken wir dem Leben etwas.

Atmen - Lebensraum und AustauschDie Bronchialäste sehen aus, wie ein innerer Baum. Dies ist unser Lebensbaum. Die bildliche Parallele zu den Ästen eines Baumes stellt auch den Zusammenhang im ganzheitlichen Atemablauf her. Denn die Bäume nehmen das von uns ausgeatmete CO2 auf, transformieren es und geben den für uns lebensnotwendigen Sauerstoff ab. Dieser gelangt bei der Einatmung wiederum in unseren inneren Lebensbaum der Bronchien.

Eine gute Lungenfunktion schenkt uns Freiheit. Wir sprechen auch davon, „frei durchatmen“ zu können. 

Atmen steht also für den Lebensraum und den Austausch.

Fragen bei Symptomen der Atemwege

Hier sind einige Fragen, die du dir stellen kannst, wenn dein Körper dir Symptome der Atemwege zeigt:

  • Habe ich das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen, eingesperrt zu sein und nicht genug Raum für mich zu haben?
  • Worauf warte ich, um mir den Raum zu schaffen, in dem ich endlich frei atmen kann?
  • Gibt es eine Situation, die mich erstickt, weil ich nicht mehr weiß, was ich tun kann?
  • Durch wen oder was habe ich das Gefühl, ersticken zu müssen?
  • Wer nimmt mir meinen Lebensraum?
  • Ersticke ich mich selbst durch Perfektionismus oder, weil ich immer gute Leistungen erzielen möchte?
  • Lebe ich in einem Umfeld, in dem es mir nicht gelingt, mein Territorium klar zu definieren und abzugrenzen?
  • Habe ich Angst, nicht genug Luft zu bekommen?
  • Ersticke ich mich selbst, weil ich mich über die Aufmerksamkeit von anderen definiere?

Ich lade dich ein, auf Forschungsreise zu gehen nach den tiefen Ursachen für deine Symptome. Nur dort an den Wurzeln liegt der Ansatz zu echter und tief gehender Heilung.

Wie ging meine Geschichte weiter?

Es hat etwas gedauert, bis ich die zeitweise sehr heftigen Beschränkungen meiner nicht mehr so automatisch ablaufenden Atmung losgeworden bin. Der Höhepunkt war eine notfallmäßige Aufnahme in einer Lungenklinik. Das brauchte ich wohl noch unbedingt, um wirklich zu verstehen, was mein Körper mir sagen wollte und was er brauchte.

Ich wurde in die Schublade „Asthma-Patientin“ einsortiert. Die Chefärztin versuchte mir einzureden, dass ich nun massive Einschränkungen hätte. Ich würde das sicher merken. 

Nein, das merkte ich nicht. Ein knappes Jahr danach bin ich von München nach Venedig zu Fuß über die Alpen gewandert. Ich war voll leistungsfähig, hatte keinerlei Probleme und vor allem immer genug Luft. Bis heute zeigte mir mein Körper keine solchen Symptome mehr.

Der Zusammenhang zwischen dem Atmen, dem Lebensraum und dem Austausch mit dem Umfeld war die wichtige Erkenntnis für mich. Seitdem bin ich achtsam mit mir, nehme mir meinen Lebensraum und achte auf guten Austausch sowie die Balance zwischen Geben und Nehmen in meinem Leben.

Atmen - Lebensraum und Austausch


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