Waldbaden – Wellness vor der Haustüre

Waldbaden

Ich liebe den Wald. Ob lichte Laubwälder oder dunkle und geheimnisvolle Nadelwälder, im Wald fühle ich mich einfach wohl. Ich kann dort auftanken, meine Gedanken und Kreativität fließen lassen und mich selbst spüren. Wie ein schönes Entspannungsbad im Wasser ist ein Spaziergang durch den Wald für mich Wellness pur. In diesem Artikel möchte ich einmal genauer beleuchten, was das Waldbaden so besonders macht.

Der Wald ganz poetisch

                    Waldlied

                    Im Walde möcht‘ ich leben

                    Zur heißen Sommerzeit!

                    Der Wald, der kann uns geben

                    Viel Lust und Fröhlichkeit.

                    In seine kühlen Schatten

                    Winkt jeder Zweig und Ast;

                    Das Blümchen auf den Matten

                    Nickt mir: komm, lieber Gast!

                    Wie sich die Vögel schwingen

                    Im hellen Morgenglanz!

                    Und Hirsch‘ und Rehe springen

                    So lustig wie zum Tanz.

                    Von jedem Zweig und Reise

                    Hör nur, wie’s lieblich schallt!

                    Sie singen laut und leise:

                    Kommt, kommt in grünen Wald!

Dem Wald sind zahlreiche Gedichte gewidmet. Ein sehr schönes Stimmungsbild hat August Heinrich Hoffmann von Fallersleben in diesem „Waldlied“ gemalt. 

Aber nicht nur im Sommer ist Waldbaden sehr wohltuend. Zwar hat der Wald zu jeder Jahreszeit einen anderen Charakter. Sein positiver Einfluss auf uns Menschen ist jedoch immer spürbar.

Was ist aber das Besondere am Wald, dass er uns so gut tut? Das möchte ich nun herausfinden.

Frische Luft für unsere gestressten Atemwege

Im Biologieunterricht haben wir gelernt, dass Bäume CO2 aufnehmen und O2 abgeben. Für uns Menschen ist das ideal, da wir O2 brauchen. Bei der Atmung geben wir dafür CO2 ab. 

Mensch und Baum ergänzen sich damit bei der Energiegewinnung perfekt. Die Bäume geben uns den Sauerstoff zum Leben. Vielmehr noch, sie nehmen außerdem unser Abfallprodukt CO2 auf. Und produzieren daraus wieder neuen Sauerstoff.

Neben CO2 nehmen Bäume auch noch Staub und viele Schadstoffe auf. Sie reinigen somit für uns als riesige Filteranlage unsere Atemluft.

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Der dritte positive Effekt ist das Ausdünsten von Feuchtigkeit. Auch damit unterstützt der Wald unsere gestressten Atemwege. Denn durch eine ausreichende Befeuchtung der Atemluft können schädliche Stoffe besser nach außen transportiert werden. Bei einer Erkältung nutzen wir zum Beispiel gerne Kopf-Dampfbäder, um das zu erreichen.

Da heute vor allem in städtischen Gebieten die Luft mit verschiedensten Schadstoffen sehr belastet ist, kann ein regelmäßiges Waldbaden ein echter Segen für unsere gestressten Atemwege sein. Eine so reine Luft finden wir ansonsten nur im Gebirge und am Meer. Für die meisten Menschen dürfte ein Wald jedoch viel leichter erreichbar sein.

Nicht zuletzt leisten die Bäume auch einen großen Beitrag zum Klimaschutz.

Waldbaden für die Seele

Ein Wald ist jedoch noch viel mehr als eine Ansammlung von vielen Bäumen. Die Natur hat im Wald ein Ökosystem eingerichtet, das perfekt aufeinander abgestimmt ist. Jedes Teil hat seinen Platz und leistet seinen Beitrag für das Ganze. 

Neben den Bäumen gehören größere und kleinere Büsche, zahlreiche Bodenkräuter sowie große und kleine Tiere, Pilze und unzählige Mikroorganismen im Boden dazu. Daraus entsteht für uns Menschen ein besonderer Erlebnisraum.

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Schon alleine dieses wundervolle Zusammenspiel der Natur zu beobachten, tut unserer Seele gut. Auch wir Menschen sind ja Teil dieser Natur und werden so wieder zu unseren Grundlagen zurückgeführt. Wie anders ist dieses natürliche Leben im Vergleich zu unserem in der Regel sehr stressgeladenen Alltag.

Einen sehr beruhigenden Effekt hat dazu das gedämpfte Licht unter dem Blätterdach. Es gibt uns ein Gefühl von Geborgenheit.

Unterstützt wird das noch durch den typischen Waldgeruch, der für eine besondere Atmosphäre sorgt. Vor allem die von den Bäumen abgegebenen Terpene sorgen für die würzige Waldluft. Speziell der Tannenduft erinnert uns sehr an die Weihnachtszeit. Und diese ist ganz besonders mit Wohlfühlen und Gemütlichkeit verbunden.

Aber auch der Geruch von feuchter Erde und Pilzen und selbst der von Laub, das langsam zu Humus wird, tut uns gut. Das alles zusammen ergibt eben den typischen Waldgeruch, an den wir Menschen seit Jahrtausenden gewöhnt sind.

Waldbaden für alle Sinne

Für Augen und Nase hat der Wald also einiges zu bieten. Aber auch unsere anderen Sinne kommen nicht zu kurz. Ob Vogelstimmen, das Summen von kleineren fliegenden Waldbewohnern, das Rascheln des frisch gefallenen Laubs oder das Geräusch eines knickenden Astes, die Ohren empfangen vielfältige Nachrichten und sind im Wald auch für die leiseren Töne wieder offen.

Für unseren Tastsinn gibt es ebenfalls einiges zu erforschen. Vor allem im Herbst lässt sich manches sammeln, z.B. Kastanien, Eicheln, Pilze, Beeren und andere Waldfrüchte. Und wie wäre es, einfach einmal einen Baum zu umarmen und dabei nicht nur die raue Rinde sondern auch den Baum als Lebewesen tastend wahrzunehmen?

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Genuss aus dem Wald

Schließlich kommt im Wald auch der Gaumen nicht zu kurz. Wie schön ist es im Sommer auf einer Wanderung, wenn uns ein paar Himbeeren oder Blaubeeren zu einer Pause einladen? Oder ich erinnere mich an Maroni-Sammelaktionen im Tessin, von denen wir ein Stück Wald mit nach Hause genommen und für den Winter konserviert haben.

Gerade letzte Woche bin ich dort gewesen, wo ich aufgewachsen bin. Ich habe mich erinnert, dass wir Kinder am Rand eines kleinen Wäldchens immer Bucheckern gefunden und gegessen haben. Tatsächlich lagen auch in diesem Jahr einige dort und ich konnte den aus meiner Kindheit vertrauten Geschmack genießen.

Waldbaden

Es gibt also vieles, was uns der Wald geben kann. Für Seele und Gemüt ist Waldbaden die reine Wohltat über alle Sinne.

Waldbaden als Gesundheitsvorsorge

Jeder kann die wohltuende Wirkung eines Waldspaziergangs deutlich spüren. Trotzdem verlangt unsere rationale Welt natürlich immer eine Bestätigung der Wissenschaft. Erst damit gilt etwas tatsächlich als gesundheitsfördernd. Zum Waldbaden gibt es dazu mehrere Ansätze.

Stresssenkung und bessere Schlafqualität

Das Waldbaden haben die Japaner bereits 1982 „erfunden“. Seitdem gehört das Shinrin Yoko, das Waldluft- und Lichtbaden, als wissenschaftlich anerkannte Methode zum nationalen Gesundheitsprogramm.

In zahlreichen Studien konnten japanische Wissenschaftler nachweisen, dass schon ein kurzer Waldspaziergang von 10-15 Minuten den Spiegel der Stresshormone Cortisol und Adrenalin im Blut senkt. Gleichzeitig steigen Serotonin und Dopamin an. Diese beiden Hormone sind für eine Stimmungsaufhellung verantwortlich. Es kommt also zu einer Harmonisierung des Nervensystems. Und das wiederum führt zu einer leichteren Entspannung und zu einer besseren Schlafqualität.

Der niedrigere Stresspegel hat darüber hinaus einen sehr positiven Einfluss auf einen hohen Blutdruck und eine zu hohe Herzfrequenz. Beides wird gesenkt. Auch in diesem Bereich wirkt der Aufenthalt im Wald also entspannend und harmonisierend. Durch regelmäßige Waldspaziergänge kann das Risiko eines Herzinfarktes gesenkt werden.

Aktivierung der Killerzellen für ein starkes Immunsystem 

Außerdem zeigte sich eine positive Wirkung auf das Immunsystem. Für diese verantwortlich sind die sogenannten Phytonzide. Das sind pflanzliche Wirkstoffe, mit denen sich Bäume und Pflanzen gegen Schädlinge wehren. Vor allem bei Nadelbäumen sind sie stark wahrnehmbar durch ihren Geruch.

Beim Waldspaziergang atmen wir diese Phytonzide mit ein. Die japanischen Forscher vermuten, dass sie eine Vermehrung der „Killerzellen“ im menschlichen Körper bewirken. Diese sind ein Teil unseres Immunsystems. Sie haben die Aufgabe, Eindringlinge wie Bakterien und Pilze zu beseitigen. Aber auch auf Zellveränderungen, die bei der Entstehung von Krebs eine Rolle spielen, reagieren die Killerzellen. Eine erhöhte Anzahl an Killerzellen senkt vermutlich das Risiko, an Krebs zu erkranken.

Untersuchungen zeigten, dass nach nur einem Tag Waldbaden die Anzahl der aktiven Killerzellen im Blut für sieben Tage erhöht ist. Wir haben damit eine wunderbare und einfache Methode, um etwas für unsere Gesundheit zu tun.

Der japanische Umweltimmunologe Qing Li analysierte die Gesundheitsdaten der ganzen japanischen Bevölkerung. Er stellte fest, dass tatsächlich in Waldgebieten lebende Menschen weniger oft an Krebserkrankungen starben als die in Gebieten ohne Wald.

Stärkung der Lungenfunktion

Zum Thema Gesundheit und Wald wurde ebenfalls in Korea geforscht. Eine Studie der Universität Seoul ergab, dass die Lungenfunktion und auch die Beweglichkeit der Arterien sich nach einem einstündigen Waldspaziergang stärker verbesserten als nach einem Stadtbummel. 

Offensichtlich kann also nicht alleine die Bewegung der Grund für die Veränderung sein. Vielmehr hat die Waldluft einen zusätzlichen positiven Effekt.

Auch an der TU in München gibt es Forschungen, um den vermuteten positiven Einfluss auf Lungenerkrankungen wie COPD zu belegen. Ziel ist es, ein optimales Programm für einen möglichst hohen Nutzen des Waldbadens zu erarbeiten. Das gleiche gilt auch für den Bereich der chronischen Gelenkschmerzen.

Die Wirkung eines Mini-Waldes

Wie sieht es nun aber in den Städten aus? Nicht für jeden ist ein großer Wald schnell erreichbar. Doch Bäume finden sich ja auch dort.

Schon alleine der Anblick von Bäumen kann Wunder wirken. Dies zeigte z.B. 1984 eine Studie des Gesundheitswissenschaftlers Roger Ulrich. Die Wunden heilten bei Patienten nach einer Operation schneller, wenn sie aus ihrem Krankenhauszimmer auf Bäume blickten. Außerdem brauchten sie weniger Schmerzmittel und konnten früher nach Hause entlassen werden. Vergleichsgruppe waren Patienten, die einen Ausblick auf eine Mauer hatten.

An der Universität Chicago gewann der Umweltpsychologe Marc Berman ähnliche Erkenntnisse. Er stellte nämlich einen Zusammenhang zwischen der Anzahl von Bäumen in Wohngebieten und dem Risiko an Herz-Kreislauf-Problemen zu erkranken fest. Der Vergleich zwischen den Gesundheitsdaten der Bevölkerung und der Baumdichte in Toronto zeigte: Eine höhere Baumdichte am Wohnort ging mit einer geringeren Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. 

Weitere Studien hatten das Ergebnis, dass Menschen in einer Wohnumgebung mit mindestens 10 Bäumen bis zu 7 Jahre länger leben.

Waldbaden – das kostenlose Wellnessprogramm

Es gibt also bereits sehr viele Untersuchungen, welche Wirkung der Wald auf uns Menschen hat. Da die Schweiz und Deutschland zu einem Drittel, Österreich sogar fast zur Hälfte mit Wald bewachsen sind, kann diese kostenlose Wellness meistens sehr leicht in Anspruch genommen werden.

Darüber hinaus gibt es den ersten „Kur- und Heilwald“ Europas inzwischen auf Usedom.

Waldspaziergänge können einigen Zivilisationskrankheiten vorbeugen. Vor allem sind sie wohltuend für unsere Psyche. Müdigkeit, depressive Verstimmungen und Ärger nehmen nach einem Waldbad ab. 

Das Waldbaden ist deshalb für mich eine wichtige Lebensenergiequellen, die ich sehr gerne möglichst häufig nutze.

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1 Kommentar

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  1. […] wenn ich durch ein Einkaufszentrum gehe. Deshalb hilft mir eine reizarme Umgebung, zum Beispiel im Wald, um wieder ganz zu mir zu […]

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